Beitrag vom 23. Juli 2019

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Power Platform als low-code Entwicklungsumgebung ist Schwerpunkt des Microsoft Business Application Summit

Im Juni 2019 rief Microsoft zum Business Application Summit und immerhin 4.500 Teilnehmer folgten dem Aufruf. Schaut man mit dem Hubschrauberblick auf die gesamte Business Application-Landschaft von Microsoft, dann ergibt sich folgendes Bild:

Microsoft-Business-Apps-Übersicht

Positiv ist zu vermerken, dass Microsoft nach Jahren des Sortierens und Strukturierens zu einer geordneten Anwendungswelt gekommen ist. Ferner kann Microsoft von breiter Akzeptanz am Markt sprechen, wie diese – nicht ohne Stolz – vermeldeten Eckdaten (Stand Juni 2019) zeigen:

Microsoft Dynamics 365 und Power Platform Momentum

Jenseits von Office 365, welches den Boom der Microsoft Business Applications als Service startete, ist Dynamics 365 mittlerweile neben Salesforce und SAP die etablierte Plattform für CRM-, ERP- und Buchhaltungsservices. Wie der Business Summit selbst setzt auch dieser Blog-Beitrag den Schwerpunkt bei der Power Platform, die sich als low-code Entwicklungsplattform für Geschäftsanwendungen aller Art versteht. Zur Erklärung sei die Definition von low-code durch das IT-Beratungsunternehmen Forrester herangezogen:

Definition of Low-code

Dabei ist low-code kein neues Phänomen. Unmengen an kleinen und großen Geschäftsanwendungen sind mit klassischen low-code Werkzeugen wie PowerBuilder, Access, FileMaker oder Lotus Notes erstellt worden und unterstützen – teilweise essentielle – Geschäftsprozesse. Kein Wunder, dass Microsoft bei der aktuellen Generation von low-code Plattformen mitspielen will. So präsentiert sich Microsofts Angebot aus der Hubschrauberperspektive:

Microsoft Power Platform Übersicht

Hier eine Kurzvorstellung der einzelnen Komponenten:

Common Data Service

Grundsätzlich können mit PowerApps entwickelte Anwendungen über diverse Datenkonnektoren direkt auf bestehende Daten zugreifen. Wenn allerdings Anwendungen neu entstehen, dann lohnt es sich meist, dafür den Common Data Service zu nutzen. Dieser maskiert hinter einer einheitlichen, einfachen Schnittstelle unterschiedliche technische Datenspeicher:

Microsoft Power Platform Common Data Service Technik

So wandern relational strukturierte Daten beispielsweise in SQL-Datenbanken, während Dateien im Azure Blob-Storage abgelegt werden. Dabei wird die Ablageform auch bei den Preisen reflektiert und Dateien zu einem Bruchteil der Kosten von relationalen Daten abgelegt. Aber auch funktional bietet der CDS mehr als klassische Datenbanken. So erlauben Replikationsservices mobile Anwendungen auch ohne Netzverbindung. Ebenso werden Möglichkeiten zur schnellen Volltextrecherche geboten. Schlussendlich umfasst CDS out of the Box einen reichen Fundus an vordefinierten Entitäten, die für eigene Lösungen als Kick-Starter genutzt werden können.

PowerApps

Hinter PowerApps verbirgt sich sowohl die low-code Entwicklungsumgebung für die zu erstellenden Anwendungen als auch die Laufzeitumgebung in der Cloud.
Die Entwicklungsumgebung präsentiert sich deutlich schlanker als beispielsweise ein Visual Studio (hier Applikationstyp „Model-driven“):

Microsoft Power Platform Maker UI Model-driven App

Daher wird auch vom „Maker Studio“ gesprochen – man wird sehen, ob sich solche Begrifflichkeiten durchsetzen. Aber PowerApps hat in den letzten Jahren mehr und mehr Funktionalität gewonnen und wenn man das ausreizt, dann präsentiert sich dies im Maker Studio auch nicht mehr so schlank und übersichtlich (hier Applikationstyp „Canvas“):

Microsoft Power Platform Maker UI Canvas App

Im Gegenzug werden komplexere Anwendungen möglich, die PowerApps breite Einsatzmöglichkeiten in den Unternehmen bringen. Für einen weiteren Schub in diese Richtung sollen ab Oktober sogenannte Custom Components sorgen. Diese werden von professionellen Entwicklern gestaltet und können dann vom Maker im Maker Studio ebenso einfach eingesetzt werden wie Standardkomponenten, beispielsweise Listen oder Auswahlboxen. Dies ergibt eine sinnvolle Arbeitsteilung, insbesondere wenn man bedenkt, dass auch Drittanbieter fertige Custom Components am Markt anbieten werden. Ebenfalls ab Oktober wird im Maker Studio mit sogenannten Portal Apps ein weiterer Anwendungstyp erstellbar sein. Damit wird man mit low-code Anwendungen auch Kommunikation und Transaktion über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus gestalten können – und dies sowohl mit öffentlichen Portalen als auch mit Portalen mit strikter Authentifizierung.

Power BI

Eines der etabliertesten Elemente der Power Platform ist das „Analyse-in-der-Cloud“-Werkzeug Power BI. Die für die Nutzung von Power BI zwingende Auslagerung von – ggf. sensiblen – Auswertungsdaten wird mittlerweile breit akzeptiert. Dafür bietet Power BI konzeptionelle Vorteile:

  • Die ganze Maschinerie, um Auswertungen auch über große Datenmengen (Big Data) zu ermöglichen, bleibt den Anwenderunternehmen erspart.
  • Vorlagen für Auswertungen, aber auch finale Reports können leicht mit Kollegen (aber auch externen Nutzern) geteilt werden.

Microsoft Power BI New Look

Während Power BI wunderbare Möglichkeiten für dynamische, interaktive Analysen bietet, fehlten bislang Möglichkeiten, um klassische Reports wie Rechnungen zu generieren. Hier sind die Kernanforderungen: beliebig viele Seiten, Punkt-genaue Aufbereitung von Seiten einschließlich Barcodes und Abruf (bzw. automatische Mail-Auslieferung) in gängigen Dokumentformaten, insbesondere PDF. Genau dies leisten seit Jahren die SQL Server Reporting Services, allerdings on-premise.
Mit dem auf der Konferenz angekündigten Report Builder for Power BI bietet Microsoft die wesentlichen Möglichkeiten der Reporting Services auch als Power BI-Funktionalität in der Cloud. Damit schließt Microsoft eine kritische Funktionslücke der Power Platform:

Microsoft Report Builder for Power BI

Microsoft Flow

Microsoft Flow ist eine klassische Workflow Engine, welche die Definition der Workflows mit grafischer Modellierung im Maker Studio erlaubt. Funktionalität und die Gestaltungsmöglichkeiten ähneln den Workflowkomponenten von SharePoint und Dynamics 365 CRM. Das Alleinstellungsmerkmal sind die Konnektoren zu diversen Softwareprodukten bzw. Internet-Diensten. So lassen sich auch Prozesse automatisieren, die Software und Services von Anbietern jenseits von Microsoft einbeziehen – beispielsweise hier Twitter (Kurznachrichtendienst) und MailChimp (E-Mail-Marketing Tool)):

Microsoft Flow Beispiel

Einsatzbereiche von Flow liegen überall dort, wo Prozesse zu automatisieren sind. Dabei reicht das Spektrum von konditional bedingten Hinweisen in der Mitarbeiter-Mailbox bis zur Datensynchronisation im Hintergrund.

AI Builder

Auch die Power Platform kommt nicht um das Modethema Künstliche Intelligenz herum. Mit dem AI Builder erhält die Power Platform ab Herbst eine neue Hauptkomponente, die folgende Funktionsblöcke umfassen wird:

Microsoft Power Plattform AI Builder

Zumindest auf den ersten Blick scheint sich Microsoft auf einfache Machine-Learning-Komponenten zu konzentrieren, welche als Custom Components einfach in Apps eingesetzt werden und dem low-code Tenor gerecht werden. Dies scheint auch für die Konfiguration der Lernmechanismen zu gelten. Besonders nützlich scheint der Bereich „Forms Processing“ zu sein. Dieser erlaubt die Erfassung von Visitenkarten und ausgefüllten Formularen – hier muss die Praxis zeigen, wie gut die Implementierung gelungen ist.

Verwaltung im Blick

Insbesondere beim Einsatz in größeren Unternehmen wird klar, dass die breite Einführung von Low-code Tools in eine Spagat-Situation führen kann. Einerseits sollen breitere Mitarbeiterschichten ohne große Hürden praxisnahe Anwendungen gestalten. Andererseits muss Übersicht über die Flut der entstehenden Anwendungen gegeben sein und es müssen Grundregeln bei folgenden Themen eingehalten werden, insbesondere bezüglich:

  • Freigabe von Apps
  • Berechtigungsvergabe
  • Data Loss Protection
  • Ressourcennutzung

Und es gilt, eine „Maker Community“ im Unternehmen zusammenzuführen, zusammenzuhalten und mit Schulungsmaterial und Tools zu unterstützen. Microsoft spricht diesbezüglich von einem „Center of Excellence“ (CoE) und bietet einen CoE Starter Kit an. Dieser nutzt selbst Power BI, um beispielsweis administrative Übersicht über die Ressourcennutzung durch einzelne Maker und Apps zu geben:

Microsoft Power Platform COE Tools

Vorläufiges Fazit zur Power Platform

Schon lange war Dynamics 365 mit seinen CRM-Modulen auch eine gute Plattform, um individuelle Anwendungen jenseits von Vertrieb, Marketing und Service zu gestalten. Allerdings erwies sich die Bezeichnung CRM regelmäßig als Show-Stopper für solcherlei Einsätze. Jetzt hat Microsoft das entwicklungstechnische Fundament von Dynamics 365 sauber in die Power Plattform eingebracht und mit weiteren Elementen wie Power BI und Microsoft Flow zu einer Entwicklungsplattform für Entwickler ohne großen IT-Hintergrund, also sogenannte Maker, gemacht. Dabei ist die Plattform mit vielen guten Konzepten/Funktionen gesegnet:

  • Cloud-Services statt klassischer Software
  • Umfassende, laufend erweiterte Funktionalität, z.B. Power AI um künstliche Intelligenz per Konfiguration in Lösungen einzubringen
  • Fast alle Module mit Konnektoren zu Fremdprodukten (insbesondere Flow und Power BI)
  • Responsive Anwendungen, die ohne Anpassung auch auf Tablet und Smartphone laufen
  • Saubere APIs, um programmatisch zu erweitern
  • Nahtlose Verbindungsmöglichkeiten mit den CRM-, ERP- und Buchhaltungsanwendungen der Dynamics 365 Produktlinie
  • Einführungsunterstützung über Center of Excellence Starter Kit
  • Riesige, aktive Community

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